Entstehung des Katharinenstifts in Astenet

Vor rund 100 Jahren lag an der Stelle, wo sich heute das Katharinenstift befindet, ein Gutshof mit Namen Weide. Ein Aachener Rentnerehepaar, Gerhard Rehm und Katharina Ervens, hatte diesen Hof käuflich erworben.

Katharina Ervens, geboren zu Aachen am 12. Oktober 1818, schloss am 8. September 1844 mit dem Bauunternehmer Gerhard Rehm den Ehebund.
Die beiden lebten kinderlos 43 Jahre lang in glücklicher Ehe miteinander. Von den Glücksgütern, womit sie von Gott gesegnet wurden, machte Frau Rehm hochherzigen Gebrauch, indem sie stets bereit war, durch Wohltaten die Notleidenden großzügig zu unterstützen.

Eines Tages erkrankte Frau Rehm ernstlich und mußte in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Sie kam nach Neuss zu den Barmherzigen Schwestern vom hl. Augustinus, kurz Augustinerinnen genannt. Die Schwestern pflegten die Patientin mit außergewöhnlicher Hingabe. Dennoch erlag Frau Rehm am 23. April 1887 ihrer Krankheit. Kurz vor ihrem Tode hatte sie aus Dankbarkeit für die liebevolle Pflege, die sie seitens der Schwestern erhalten hatte, testamentarisch festgelegt, dass ein beachtlicher Teil ihres Vermögens den Augustinerinnen für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt werden solle.

Daraufhin fasste Herr Rehm den Entschluss, auf seinem in Astenet gelegenen Gut »Weide« eine Wohltätigkeitsanstalt zu errichten und das dazu noch fehlende Geld aus seinen eigenen Mitteln zur Verfügung zu stellen. In einem persönlichen Schreiben vom 26. September 1888 beschrieb der edelmütige Gerhard Rehm, zu welchen Zwecken die Anstalt erbaut werden solle, und zwar hauptsächlich um in den umliegenden Ortschaften eine ambulante Krankenpflege einzuführen. Dazu kamen noch drei Nebenzwecke:

Die Aufnahme und Unterweisung von schulentlassenen katholischen Mädchen, zur Erlernung von Haushalt und Küche;

Die Aufnahme von Damen beider Konfessionen als Pensionärinnen oder um dieselben mit der Krankenpflege vertraut zu machen;

Die Aufnahme und Verpflegung katholischer Waisenkinder, Knaben und Mädchen.

Schon am 17. Oktober 1888 erhielten die Barmherzigen Schwestern die kirchliche Erlaubnis vom Erzbistum Köln, sich in der ihnen angebotenen Anstalt in Astenet niederzulassen und diesen noblen Aufgaben zu widmen. Drei Monate später, am 14. Januar 1889, wurde ihnen hierzu auch die erforderliche Genehmigung seitens der Regierung erteilt. Dadurch konnten die Schwestern, deren Mutterhaus in Neuss stand, in Astenet die 13. Niederlassung ihrer Genossenschaft gründen und die Verantwortung für die »Stiftung Rehm« übernehmen.

Unter dem 17. Juni 1889 schrieb die Oberin des Mutterhauses dem Walhorner Bürgermeister: »Ich habe verflossenen Sonnabend eine Schwester und eine Postulantin nach Astenet geschickt, zur Vorbereitung der Einziehung unserer Schwestern in die Anstalt auf dem Gute des Herrn Rehm. Ich beehre mich Euer Wohlgeboren hiervon Anzeige zu machen und werde Ihnen auch den Einzug der Schwestern daselbst mitteilen. Ich erlaube mir schon jetzt, dieselben bzw. ihre Wirksamkeit Euer Wohlgeboren Wohlwollen zu empfehlen, nicht zweifelnd, dass die Tätigkeit der Niederlassung dem Hause so wie der Gemeinde und Umgegend zum Heil gereichen werde.«

Am 2. Juli 1889 ließen sich die drei ersten Schwestern in Astenet nieder, am 2. September des gleichen Jahres folgte eine vierte. Es waren noch junge Schwestern, die mit dem Aufbau von Astenet betraut wurden: Ursula Rodenkirchen (Sw. Ludo vica), 35 J., Katharina Esser (Sw. Martha), 27 J., Sibilla Bienefeld (Sw ...), 20 J. und Margaretha Sustern, 23 J.

Die Schwestern begannen gleich mit ihrer Arbeit, d.h. sie eröffneten als erstes eine Haushaltungsschule. Die Mehrzahl der jungen schulentlassenen Mädchen, die in Astenet während drei Jahren in der Führung eines Haushaltes unterrichtet wurden, kam von auswärts.

Die Schwestern hatten auch keine Mühe, ihr Pensionat für ältere Damen zu belegen. Als Dauerpensionäre wurden diese Damen von den Schwestern, bei denen sie sich sozusagen eingekauft hatten, liebevoll betreut.

Das Katharinenstift im Jahre 1913

Nur die Errichtung einer Waisenanstalt für Knaben und Mädchen blieb vorerst ein Fernziel und konnte bis Kriegsausbruch 1914 nie verwirklicht werden.

Die alljährlich von der Gemeindeverwaltung der Regierung zu übermittelnde »Nachweisung des Personal-Bestandes« der in der Gemeinde bestehenden Ordensniederlassungen erlaubt es uns, von der Gründerzeit bis 1914 die Entwicklung des Stiftes zu verfolgen. Wir stellen fest, daß die Zahl der Ordensschwestern in Astenet in den ersten 25 Jahren nie höher als neun gelegen hat. Meist waren es sechs oder sieben Schwestern, die recht häufig wechselten.

Die ständige Anwesenheit der Schwestern veranlasste den Eupener Pfarrer und Dechanten Richartz am 27. Juli 1889 dazu, ein Schreiben an das Erzbischöfliche Generalvikariat in Köln zu richten mit der Bitte um die Genehmigung, im Katharinenstift zu Astenet ein Betzimmer (Oratorium), in dem auch das hl. Messopfer gefeiert werden könne, einrichten zu dürfen.

Schon am darauffolgenden 2. August erhielt der Dechant folgendes Schreiben vom Generalvikariat:
»Auf Ew. Hochwürden Gesuch vom 27.v.M. gestatten wir hiermit, dass in dem Oratorium der Anstalt für Kranke zu Astenet, nachdem Herr Pfarrer Labeye oder ein anderer von ihm zu substituierender Priester dem genannten Oratorium die Benedictio erteilt hat, die heilige Messe gehalten werden kann.«

Noch im gleichen Monat, am 28. August 1889, fand in diesem Oratorium, das man in einem Raum über dem großen Speisesaal auf der 1. Etage eingerichtet hatte, die feierliche Einweihung des Stiftes durch den Eupener Dechanten statt. Es erhielt den Namen der Stifterin und wird auch heute noch Katharinenstift genannt. Während der Messfeier gedachte der Walhorner Pfarrer Labeye der Stifterin mit ehrenden Worten und Dankesbezeugungen.

Die am 8. August 1889 vom Erzbistum erteilte Erlaubnis, das Allerheiligste im Oratorium aufzubewahren, war an die Bedingung geknüpft, dass wenigstens einmal in der Woche in diesem Raum die Messe gefeiert werde.

Fast zwei Jahre später, am 21. Januar 1891, erteilte Köln die Genehmigung, im Oratorium 14 Kreuzwegbilder anzubringen, deren Segnung am 21. Februar 1891 erfolgte.

Nun war die Kapelle des Asteneter Klosters zwar ein »Oratorium publicum«, ein öffentliches Bethaus also, aber dennoch erinnerte die Kölner Behörde den Walhorner Pfarrer am 17. März 1891 daran, dass es nicht jedem freistehe, an Sonn- und Feiertagen der Messe daselbst beizuwohnen. Wörtlich schrieb das Vikariat: »Schulpflichtige Kinder, gesunde Leute (Eisenbahnbeamte ausgenommen), können an Sonn- und Feiertagen nicht zur Kapelle zugelassen werden!«

Luftaufnahme mit Blick auf das Areal der VoG Katharinenstift - Vorderansicht
Luftaufnahme mit Blick auf das Areal der VoG Katharinenstift - Hinteransicht

Der Kapellenbau

Zum Nachlaß des verstorbenen Gerhard Rehm gehörten auch mehrere Häuser in Aachen, die nun den Schwestern zufielen. 1897 faßte man den Entschluß, zwei dieser Häuser zu verkaufen und den Erlös zum Ausbau des Asteneter Stiftes, vor allem zum Bau einer Kapelle, zu verwenden. Der Umstand, dass das Katharinenstift 1897 einen ständigen Hausgeistlichen erhielt, mag die Bauentscheidung mit beeinflußt haben. Rektor Heinrich Fischersworring aus Steele b. Essen war 1866 zum Priester geweiht worden. Nach Kaplansjahren in Breinig hatte er als Rektor im Stolberger Hospital gearbeitet, ehe er nach Astenet kam. 1899 heißt es von ihm, er sei »wegen seines leidenden Zustandes - Nervosität - nicht imstande, andere seelsorgliche Pflichten zu übernehmen.

Der Rektor war ein eifriger, kluger und frommer Mann. Er hat sich in Astenet vor allem um die Jugend verdient gemacht und hat manchen Jugendlichen auf ein höheres Studium vorbereitet. Zwei weitere Häuser mußten die Schwestern in Aachen verkaufen, um den Kapellenbau zu finanzieren. Am 8. August 1899 erfolgte die Grundsteinlegung; gleichzeitig wurde der Bau des Rektoratshauses in Angriff genommen. Am 22. August des folgenden Jahres konnte der Hergenrather Pfarrer Rainer Aloysius Mertz die Kapelle einweihen.

Kapelle und Rektoratshaus